„Serpico“ – Filmkritik

Handlung

Frisch von der Polizeischule kommend und noch voller Ideale tritt der junge Frank Serpico seinen Dienst als New Yorker Streifenpolizist an. Doch schon bald muss er feststellen, dass seine Wertvorstellungen in der korrupten Polizeiwelt auf Missverständnisse stoßen. Prügeleien, Schikanen und vor allem Bestechungsgelder sind auf den Revieren der amerikanischen Weltstadt auf der Tagesordnung. Serpico hält sich aus den kriminellen Machenschafften seiner Kollegen raus. Als Dank dafür wird er immer mehr von diesen gemieden und beschimpft.

Mit Hilfe seines Kollegen Bob Blair versucht Serpico die Vorfälle seinen Vorgesetzten zu melden, welche jedoch nur scheinbar etwas dagegen unternehmen. Als Serpico nach fast zwei Jahren des Wartens mit der Geschichte an die Öffentlichkeit geht spitzt sich die Situation zu. Bei einem Einsatz in Zivil passiert es dann: Serpico wird lebensgefährlich von einer Kugel ins Gesicht getroffen.

Er überlebt, allerdings mit lebenslangen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Obwohl er aufgrund seiner schweren Verletzung endlich die ersehnte Detective Marke erhält, tritt Serpico aus dem Polizeidienst zurück. Bevor er nach Europa sagt Frank vor Gericht aus und prangert das System des NYPD an.

Meinung

Sidney Lumet kreierte mit Serpico einen Krimi der seines gleichen sucht. Vom Anfang bis zum Ende wird man von der dichten Atmosphäre der Stadt New York und dem grandiosen Hauptcharakter in den Bann gezogen. Jede einzelne Szene erzählt nicht nur die wahre Geschichte eines unbestechlichen Polizisten in einer korrupten Welt, sondern gibt zudem noch ein authentisches Bild der amerikanischen Millionenmetropole wieder. Bis auf einen kurzen Aufenthalt in Indien, während seiner Armeezeit, hat der Regisseur Lumet sein ganzes Leben in New York verbracht. Seine Liebe zu dieser Stadt wird in jedem seiner Filme aufs Neue deutlich.

In Serpico von 1973 visualisiert Lumet das Leben eines New Yorker Polizisten, welcher für die Ehrlichkeit in seinem Beruf kämpft. Das Drehbuch knüpft an die Bestseller-Biografie von Peter Maas über Francisco Vincent Serpico an. Immer wieder wird Serpico mit Lumets 1981 gedrehtem Cop-Film Prince in the City verglichen. Sicher gleichen sich die Produktionen in dem übergeordneten Thema der korrupten Polizei. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, dass in Prince in the City die institutionelle Korruption im Vordergrund steht. Serpico hingegen beschäftigt sich mit dem Kampf eines Mannes für Gerechtigkeit und Ordnung. Der Kampf darum, dass ehrliche Polizisten keine Angst mehr vor den korrupten Kollegen haben müssen. Im Rahmen der Produktion Prince in the City sprach Lumet mit einem befreundeten Polizisten und fragte diesen, ob die New Yorker Polizei tatsächlich so bestechlich sei, wie allgemein behauptet wird. Diese erwiderte ohne zu zögern, dass 5% der Polizisten vollkommen ehrlich seien und weitere 5% absolut korrupt. Die übrigen 90% würden sich an der Obrigkeit orientieren.

Frank Serpico selber, welcher nach einem Jahrzehnt in Europa nach New York zurück kehrte, soll Lumet bei dem Film unterstützt haben. Bis zum heutigen Zeitpunkt kämpft Frank Serpico gegen Korruption und Ungerechtigkeit, was auch auf seiner persönlichen Homepage und in seinem Blog nachzulesen ist.

In der Rolle des Serpicos brilliert ein junger Al Pacino, welcher bereits die Dreharbeiten zu dem Paten hinter sich hatte und kein Neuling mehr in der Filmindustrie war. Zwei Jahre nach Serpico arbeitete Pacino ein weiteres mal in dem Film Hundstage mit Lumet zusammen.

Die Großaufnahmen in Serpico lassen den Zuschauer in ein Gesicht mit riesigen dunklen Augen blicken, welche keinen Zweifel über die tiefempfundene Sensibilität offen lassen. In jeder einzelnen Szene verwächst Pacino mit seiner Rolle des rebellischen Idealisten. Die Präsens des Charakters trägt die gesamte Handlung auf ihren Schultern. Man könnte bemängeln, dass Pacino als Frank allen anderen Figuren im Film die Tiefe stiehlt und ihnen keinen Raum zur Entfaltung gibt. Das dargebotene Geschehen beschränkt sich tatsächlich darin, die Polizisten in einer „entweder – oder“ Position darzustellen. Wie jedoch bereits erwähnt, wird in Serpico die Sicht einer einzigen Person aufgegriffen, was den Handlungsschwerpunkt mit Blick auf das Privatleben Frank Serpicos rechtfertigt.

Für seine Rolle als Serpico wurde Pacino als bester Hauptdarsteller für den Academy Award nominiert. Zudem erhielt auch das Drehbuch eine Nominierung vom Academy Award und eine Auszeichnung von dem Writers Guild of America für das Beste Drama-Drehbuch.

Ein spannender, schonungsloser und authentischer Polizeithriller, welcher neue Maßstäbe für alle folgende Produktionen seines Genres gesetzt hat.

Frank Serpico: Al Pacino
Bob Blair: Tony Roberts

Regie: Sidney Lumet | USA, 1973

Länge:
130 min | FSK: ab 16 | Buch: Waldo Salt, Norman Wexler | Kamera: Arthur J. Ornitz | Szenenbild: Charles Bailey | Schnitt: Dede Allen | Musik: Mikis Theodorakis | Produktion: Martin Bregman

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